Die
BLAX-Story
(in Kurzform)
Von Jochen Laschinsky

Angefangen hat meine persönliche Bandgeschichte vor Urzeiten mit der Skiffle-Music. The Five Sounds nannten wir uns, noch ehe ein einziges Stück richtig klappte. Mit Waschbrett, Banjos, Gitarren & Teekistenbass versuchten wir, eine Mischung aus Folklore & Blues zu zelebrieren.

1962, als die Sache dann schon etwas runder war, hoben vier Klassenkameraden & ich dann die "Five Idling Potato Stompers" (kurz: FIPS) offiziell aus der Taufe & hatten unsere ersten Auftritte, auf Schulfeten & Skiffle-Sessions. In der Bremer Glocke sammelten wir unsere ersten Meriten mit zweiten & dritten Plätzen bei Wettbewerben mit bis zu 24 teilnehmenden Gruppen. 1963 kam mit Dieter "Zorro" Zembski ein weiterer BLAX-Gründer dazu, & im Frühjahr 1964 krönten wir unseren Erfolg dann mit dem "Goldenen Waschbrett des Delmenhorster Kreisblattes" - das war der erste Platz, logisch. Damit hatten wir bei dem Auslaufmodell "Skiffle" eigentlich erreicht, was zu erreichen war & strebten nach neuen Ufern.

FIPS Juli 1962 (v.l.n.r.):
FIPS 1962 
Jocki Laschinsky, Rolfi Böhm, Schorse Skryzak, Lutzi Kluge, Germi Gerdes

Im April 1964 gründete ich dann im Pilzkopfrausch (damalige deutsche Übersetzung von "Beatlemania") die Mushroams. Nicht mit "doppel-o", wie der Champignon, sondern mit "oa". Die Beatles hatten schließlich auch die beetles (Käfer) mit dem "beat" vermischt & wir mixten den gemeinen Speisepilz mit dem Wort "to roam" aus "the roaming Mushrooms" - die "herumschweifenden Emporkömmlinge".

Dabei waren (v.l.n.r.:)
Mushroams 1964
Ich (Rhythmusgitarre & Gesang)
Rolfi Böhm (Effektgitarre & Gesang)
Zorro Zembski (Schlagzeug & Gesang)
Gunnie Weber (Leadgitarre & Gesang) &
Lutzi Kluge (Baß & Gesang).

Es dauerte nicht lange, da war diese Formation eine der bekanntesten Bands im ganzen Flachland, mit bis zu 160 Auftritten pro Jahr, inklusive Fernsehen & Funk. Natürlich machten wir alle in unseren "bürgerlichen" Berufen bzw. mit der Schule oder Lehre weiter, aber offengestanden, das lief so mehr nebenher - "Semiprofi" nannten wir das.

Von dem Ruf den wir uns damals erwarben, zehrte eine heutige Stimmungskapelle gleichen Namens jahrelang, seit mich Gunnie Weber Anfang der 80er Jahre bat, den Namen für eine Truppe, die damals "Yesterday" hieß, benutzen zu dürfen.
Plakat Yesterday

Einige unserer Ex-Skiffle-Brüder kamen in der ersten Zeit häufig zu unseren Übungsabenden in die Mathildenstraße & später nach Lilienthal & erkannten im "Beat" doch die zukunftsträchtigere Mucke - & vor allen Dingen den gesteigerten "Damen-Bonus" - & sattelten ebenfalls um. "Um die Ecke" in der Humboldtstraße entstanden so Anfang 1965 die "Rousters", wo damals schon mein Sandkistenkumpel Uwi Hemken mitmischte, mal als Basser, mal als Sologuitarrero. Kurze Zeit später nannten sie sich dann The Happy Times & wurden eine der besten Bands im Norden. Ein Teil der Band kennt sich also schon fast seit Kindertagen.

The Rousters:
Rousters 1965 
oben v.r.n.l.:
Uwi Hemken, Frankie Rosemann
unten v.r.n.l.:
Speedy Spillner, Louis Brüning, Gerdi Hemken

Auf unseren Touren durch Bremens Musikschuppen lernten wir im gleichen Jahr in den "Troika-Stuben" am Schwarzen Meer in Bremen The Screamers kennen, bei denen ein vielversprechender spindeldürrer Gitarrist namens Pit Baumgarten seine Finger übte.

Am 1. Oktober 1966, es hatte in der Zwischenzeit mehrere Umbesetzungen gegeben & Zorro spielte seit eineinhalb Jahren schon die Rhythmusgitarre, tauschte er diese mit 'ner Knarre beim Bund & wir experimentierten eine Zeit zu viert herum.

So traten wir dann auch im November bei einem Benefizkonzert in der Lila Eule auf, wo wir mit einigen anderen Bremer Bands Groschen für die SOS-Kinderdörfer sammelten. Es war ein echtes, leicht chaotisches Happening, als wir mit den anderen Bremer Bands, die mitmischten, den Galaxies, Gnomes, Happy Times, Muds & Screamers die winzige Bühne teilten. Wir versuchten, Pit von den Screamers abzuwerben, aber der war stur wie ein westfälischer Betonschädel - dabei kam er doch aus Berlin, wie wir erfuhren. Der Bassist von den Gnomes allerdings, der auch mal richtige Musik machen wollte, bot sich uns als fünfter Mann an: als flinkfingeriger Baßmann könne er auch gut Gitarre spielen, versprach er uns.


Gruß der Boots an die Mushroams

So ließen wir ihn dann kurz vor Jahresende schließlich in die Band: Jürgen Freitag, der bei uns Zorro ersetzen sollte. Er versuchte sich denn auch vorübergehend an der Rhythmusgitarre & einer von den Happy Times erstandenen Farfisa-Orgel, aber das war nix, & so verließ er uns knapp drei Monate später auf unser "Drängen" hin wieder - womit auch so manche, häufig strapazierte Mär widerlegt sei, wenn heute von unberufener Seite Anekdötchen von den frühen Mushroamstagen in die Presse lanciert werden.

Da standen wir nun wieder zu viert & mit der kaum genutzten Farfisa-Orgel. Doch dann lösten sich die Screamers auf & mit ihnen unser Problem & der viel umworbene Pit kam am 16. Februar 1967 zu uns in die Band & wir konnten ohne Pause unser Tourneeprogramm fortführen.

Mushroams (v.l.n.r.:)
Mushroams 1967
Gunnie Weber, Pit Baumgarten, Farfisa-Orgel, Jocki Laschinsky

Im Mai 1968 dann eine weitere Störung der Beatidylle: Zorro, gerade vom Bund zur Gruppe zurückgekehrt, wurde von Werdercoach Fritz Langner abgeworben & ich warf das Handtuch & löste die Mushroams auf. Zorro hingegen machte eine Karriere als Profi in der jüngst gegründeten Fußballbundesliga & verkaufte sich fortan immer als der Ex-Trommler der Band, obwohl er dort nur elf Monate der gut vier Jahre getrommelt hatte. Die Rolle als Rhythmusgitarrist war ihm wohl im Nachherhein zu wenig spektakulär.

Zorro im Werder-Trikot
    Zorro 1973
            1968                &           1973

Mit Pausen machten wir dann weiter Musik - ich z. B. zuerst bei den Just Us in Bremerhaven (wo Dadada-Stephan Remmler mit Trio-Kralle Krawinkel seine musikalische Jugend verlebte). Wir waren schon seit einigen Jahren befreundet & ich hatte als Bassist & Chorsänger den Zuschlag bekommen & gab mir auch redlich Mühe. Aber dann erging es mir nach knapp vier Monaten doch so, wie Jürgen Freitag bei den frühen Mushroams: man "bat" mich, zu gehen.

Just Us (v.l.n.r.:)
Just Us 1968 
Kralle Krawinkel, Delf Jacobs, Jocki Laschinsky,
Stephan Remmler, Günni Abels, Peter Lüdeke, George B. Miller

Als ich jedoch gerade anfing, mich leicht frustriert mit musikloser Freizeitgestaltung zu beschäftigen, kam ein Angebot von den "Happy Times", deren Sänger Frankie Rosemann zu den German Bonds gehen wollte. Fast zwei Jahre tourten wir gemeinsam sehr erfolgreich durch die Republik & ließen dabei lediglich den südlichen Zipfel & die "SBZ" aus.

Happy Times 1969 (v.l. im Uhrzeigersinn):
Happy Times 1969
Acym Brierly, Gunnie Weber, Gerdi Hemken, Jocki Laschinsky, Uwi Hemken

Happy-Times-Flashback!

Zu dieser Zeit mischte sich Patty Arens, heute als begnadeter Gitarrist bei uns, häufig bei unseren Auftritten in der Bremer "Lila Eule" unters Publikum - (schwer beeindruckt, wie er später zu berichten wußte). Er machte damals gerade seine ersten Schritte als Drummer, bevor er sich zu unserem späteren Glück für die Gitarre entschied. Nachdem Patty den bürgerlichen Beruf des Einzelhandelskaufmanns brav erlernt hatte, entfloh er der Profanwelt für einige Zeit & war in den Mitt-70ern einige Jahre sogar als Musik-Profi bei der GI-Band Equation in der Eiffel tätig, bevor er in den heimischen Sprengel nach Bremen zurück kam.

Als dann 1970 bei den "Happys" der Traum von der Profikarriere zerplatzte, weil zwei unserer Jungs Angst vor der eigenen Courage bekamen, setzte ich mich für knapp zwei Jahre Zwecks "philosophischer Studien" nach England ab & lernte dort, Dank zweier Freundinnen aus Bremen & deren Kontakten, etliche echte  Größen der englischen Rockszene persönlich kennen (Dank sei Evelyn Schnittjer & Mo Wilke noch einmal an dieser Stelle). & mit Ray Royer, dem Gitarristen von Procol Harum, habe ich dann 1971 die eine oder andere Stunde sogar im hügelig verträumten Sussex gemütlich gemuckt.

Die Happy Times gab es bei meiner Rückkehr immer noch. Frankie Rosemann hatte rechtzeitig zu meinem Abgang das Tourleben mit den Bonds genug genossen & kam zurück nach Bremen & stieg wieder ein. Allerdings bröckelte die Band gerade mangels Führung auseinander, nachdem auch Uwis Bruder Gerdi die Band verlassen hatte.

& während es hie' bröckelte, hatte nördlich von Bremen in Schwanewede der Rockvirus seine Inkubationszeit endlich hinter sich gebracht & die dortige Welt der Halbwüchsigen infiziert. Einer der schon länger latent Befallenen war Harry Bulmahn, der nun wider den Stachel der bürgerlichen Kultur löckte & mit einigen Freunden seine erste Band formte. Weil ausgerechnet die örtliche Kirche ihr Übungsdomizil war, kamen die Jungs nicht umhin, gelegentlich im Alten Testament zu blättern & dort stießen sie auf den zukünftigen Bandnamen: Euphrat.

Harry konnte, im Gegensatz zu vielen anderen ebenfalls Priviligierten, von dieser Ansteckung, den Göttern sei Dank, bis heute nicht geheilt werden & mischte durch die Jahre in diversen Formationen mit.

Euphrat 1977 (v.l.n.r.):
Euphrat 1977
Udo Kaftan, Harry Bulmahn, Patrick Pollini, Thomas Lendroth

In den frühen 70ern versuchten ein paar der Ehemaligen es mit Wiederbelebungsversuchen der Happy Times, aber erst mit der Nachfolgetruppe The Times von '75 bis '78 klappte es noch einmal. Wir hatten ein Sechserpack aus ehemaligen Happy Times & Shakespeares & so noch einmal eine qualitativ hochwertige Truppe zusammengestellt, die wiederum auf dem Wege war, Furore im Norden zu machen. & dies, trotz relativ geringer Auftrittsfrequenz, denn der größere Teil von uns muckte von jetzt an mehr nebenbei - es galt so langsam, "Mann" zu werden, Familien zu gründen & beruflich in die Puschen zu kommen.

The Times (v.l.n.r.:)
The Times 1977 
Mülpe Müller, Jocki Laschinsky, Charly Meier, Walli Jacobs, Uwi Hemken, Gunnie Weber

Zum Ende dieser Ära, im Spätsommer 1978 & kurz bevor Uwi wegen gefährlicher Gesundheitsprobleme das Handtuch werfen mußte, kam Pit Baumgarten nebst schwangerer Gattin zu einem Gig von uns in die Waldbühne, wo auch meine, ebenfalls schwangere Liebste weilte - wir hatten uns mehr als zehn Jahre nicht gesehen. Schnell waren die alten Bande wieder hergestellt, alte Zwiste begraben & eine wunderbare Freundschaft am werden.

Als dann Uwi als unser Basser aufgeben mußte, hatte die übrige Band keinen Bock mehr auf Rock - so einen Kumpel fänden wir eh nicht wieder war die übereinstimmende Meinung & die Gruppe ging ziemlich deprimiert auseinander.

Pit & ich fingen dann an, an eigenen Titeln zu basteln. Im Sommer 1980 war Uwi gesundheitlich soweit wieder hergestellt, daß er uns regelmäßig besuchte & schließlich bei den Aufnahmen unserer Kompositionen auch mitmischte.

Am 6. Dezember des gleichen Jahres meinte der Nikolaus es besonders gut mit uns. Als wir zu einer semiprofessionellen Aufnahmesession im Studio von Ernst Stasik in Bremen-Oberneuland ankamen, hatte mein alter Klassenkamerad "Wolli-Molli" Zollikofer, der in unserem kleinen Studio als Aufnahmetechniker volontierte, seinen Gitarrenlehrer mitgebracht. Eben jenen mordsnetten & höchst flinken Guitarrero namens Patrick Arens.

Bis auf einen festen Drummer waren wir wieder fast komplett & am Wirken - als Kellerband! Wenn andere Mannsbilder zum Skat gingen, komponierten, texteten & arrangierten wir in meinem nach & nach immer besser ausgestatteten Übungs-Studio in Lilienthal (daß seit 1964 überwiegend Banddomizil geworden war) eigene Songs in Deutsch. Mit ständig wechselnden Drummern. 1984/85 wurde unter dem exotischen Bandnamen OdinS Odem nebenher eine LP produziert - "Gegengift" hieß sie & wurde eher ein Flop. & wir hatten die Nase im Frühjahr '85 voll vom Kellerdasein & wollten wieder "live" mitmischen. Erneut gab Uwi den Baß ab, zu nah waren noch die Folgen des Bühnenstresses der Times-Ära.

Lutzi Kluge, der ja schon in den frühen Tagen meiner ersten Beat-Band als Dicksaiter tätig war, tauchte plötzlich wieder ins Blickfeld & übernahm ohne zu zögern Uwis Rolle & brachte auch aus seinem Bekanntenkreis gleich einen Drummer mit. & es ging auch ganz gut ab. Wir hatten richtig tolle Ideen für die eigenen Sachen, die Stücke wurden so nach & nach immer runder & wir rüsteten uns für die ersten Live-Gigs. Dann aber stellten wir bei Testserien fest, daß unser Schlagwerker sich die Abläufe nicht merken konnte & wir waren wieder fast am Anfang.

Also ging es erneut (nun zum siebten Mal bei OdinS Odem) auf Trommlersuche. Der Zufall (?) wollte es, daß Zorro im Dezember '85 bei mir anrief & wir uns zu einem "unverbindlichen" Abendplausch trafen. Wie sich schnell herausstellte, war das Gespräch, zu dem er mit Frau Angelique anreiste, denn doch nicht so "unverbindlich". Er hatte in der Szene von unserer Not gehört & nach gut 20 Jahren Pause mal wieder Lust, sich an den Trommeln zu beweisen. (Hintergrund war wohl, daß er 1964/65 nur elf Monate am Schlagzeug gesessen & immer noch das Gefühl hatte, seine Drummerfähigkeiten nie voll ausgelebt zu haben. Damals wechselte er zur Rhythmusgitarre, als ich "Hascha" Hashagen im April '65 als neuen Schlagwerker in die Band holte). Der Deal war schnell perfekt & die Truppe hoch optimistisch.

1986 wurde es, bevor es mit "live" soweit war. Mit einer Mischung aus eigenen Deutsch-Rock-Titeln & Hits aus den 60ern gab die Band am 9. Mai ihr "Debüt" in der Waldbühne - allerdings mit dem neuen Gruppennamen: BLAKZ (=Baumgarten / Laschinsky / Arens / Kluge / Zembski). Unser Freund & Gastronomenzar, Achim Grunert, hatte uns das "OdemS Odem, so'n Quatsch kann sich doch keiner merken," ausgeredet. Die Klassiker erhielten eine tolle Resonanz & unsere eigenen Titel liefen als respektable Füller so mit. Damit allerdings war der weitere musikalische Weg für einige von uns vorgezeichnet...

BLAX 1986 (v.l.n.r.):
 BLAX 1986
 Patti Arens, Peter Baumgarten, Jocki Laschinsky, Zorro Zembski, Lutz Kluge

Ende '86 konnte Lutzi dann Musik, Familie & Beruf nicht mehr so recht in die Reihe bringen. Schon wieder eine Umbesetzung - Joe Hess, Ex-Basser von Jochen Peter's "Wolfsmond" sprang ein. Er spielte einen duften "straighten" Baß, der unserem Groove exzellenten Schwung gab. Nach wie vor blieben wir bei dem Mischprogramm mir eigenen Titeln & Oldies.

Eineinhalb Jahre & einige wenige weitere Auftritte mit diesem Konzept vergehen, bis wir im Herbst 1987 soweit sind, mit einem Programm "Oldies-pur" auf die Szene zu gehen - jetzt als BLAX, "Bremens lang ersehnte Alternative X". Wir setzen auf die weniger gespielten, die "anderen" Rock- & Beat-Klassiker. Mal hart, mal soft, mal sogar etwas "ausgeflippt" - wie z. B. Songs von Cream oder Vanilla Fudge.

BLAX 1987 (v.l.n.r.:)
BLAX 1987 
Zorro Zembski, Pit Baumgarten, Patty Arens, Jocki Laschinsky, Joe Hess

Von jetzt an geht die Post ab. Testjobs im Stubu & in der Waldbühne bringen ein tolles Echo & Folgeengagements. Der Funke ist übergesprungen. Diverse Auftritte in Bremen & umzu (von der Nordseeküste bis in den hannoverschen Raum) schmieden die Gruppe & ihren Freundeskreis. Die Bremer Oldiefans freuen sich über die Alternative.

Im Sommer 1989 beschließt Joe Hess, daß er "noch alternativere Oldies" spielen möchte & geht zu "Nono". "Us Uwi" läßt sich nicht lange bitten & kommt zurück zu BLAX.

Ein Jahr später spielen wir 17 Titel live ein & bringen die erste BLAX-MC heraus: Taste It! Doch im September des gleichen Jahres, wir setzen gerade zu leichten Höhenflügen mit Radio- & Fernsehauftritten an, sieht es fast nach einem frühen Ende aus. Mit einem Lungenriß & dem Rat der Ärzte, die Mucke mindestens ein halbes Jahr zu lassen, verbringe ich 14 Tage im Krankenhaus. Das mit dem halben Jahr Pause ist nun gar nicht mein Ding & so sind wir Ende Oktober wieder live im Geschehen.

BLAX 1989
BLAX 1989 
drüber schwebend:
Pit Baumgarten
stehend (v.l.n.r.:)
Zorro Zembski, Patty Arens, Uwi Hemken, Jocki Laschinsky

Fast sechs Jahre lang mach sich "BLAX" von Lilienthal aus im norddeutschen Raum mit ausgesuchter Beat- & Rockmusik der 60er-, 70er & 80er-Jahre einen Namen. Einen Namen allerdings, so meinen manche, den sich "niemand" merken könne. "... tolle Musik von ... wie heißen sie doch gleich...?" sei allzu oft zu hören.

Also beschließt die Gruppe im April 1992 mehrheitlich eine Änderung: in Zukunft sollen "HAPPY TIMES" Name & Programm sein & damit greifen die fünf Mannen auf den Traditionsnamen zurück unter dem einige von uns schon in den 60ern Furore machten. Gleichzeitig hofften wir leichtfertig, die ehemaligen Fans so mobilisieren zu können - aber die sind ja nun mittlerweile auch schon "in die Jahre" gekommen & haben zum großen Teil Puschen, Bier & Glotze zu ihrem besten Freund erkoren. "Happy" ist darüber hinaus in der Zwischenzeit mehrfach besetzt & verwässert worden: Happy Music, Happy Hour & ähnliches bringt die Band ungewollt in gefährliche Nähe zu seichter "Fahrstuhlmusik". Beruflich & privat ist bei einigen von uns gleichzeitig so viel los, daß wir uns nahezu vom Markt öffentlicher Bandauftritte wegzurationalisieren drohen.

Happy Times Logo
Unser "Logo"

Im Dezember 1995 wird's dann bei Zorro beruflich so stressig & eng, daß er die Band im Januar '96 nach einem verkorksten Auftritt in der Lila Eule & dem Rat "wohlmeindender Freunde" verläßt. Wir beschließen die nächste Runde doch lieber wieder unter rockig-blaxigen Vorzeichen einzuläuten. Die Wiedergeburt von BLAX ist vollzogen, aber das uns verfolgende Drummer-Syndrom geht weiter.

Für Zorro holen wir Acym Brierley in die Band, der in den Endsechzigern als einer der besten Drummer der Szene galt, bei den Happy Times schon mal dabei war & auch in der OdinS Odem-Ära kurzfristig mitgewirkt hatte. Schnell jedoch stellt sich heraus, daß wir weder musikalisch noch sonst auf der gleichen Wellenlänge reiten & wir trennen uns im Sommer 96 von einander, nachdem einem nach dem anderen von uns auffiel, daß die Lust an der Mucke zu vergehen droht.

BLAX 1996 (v.l.n.r.):
 BLAX 1996
Acym Brierley, Uwi Hemken, Jochen Laschinsky, Patty Arens, Pit Baumgarten

Da unmittelbar noch etliche Jobs anstehen, suchen wir fieberhaft nach einem passenden Trommler für die Band. Ein Musikerfreund erzählte uns von so 'nem netten Typen aus Syke & den bitten wir, uns auszuhelfen bis wir einen neuen Mann für das Schlagwerk gefunden haben. Gemeinsam macht es uns nun endlich wieder so viel Laune, daß er kurzentschlossen einwilligt, unser fester Drummer zu werden: Thommy Schwenen.

BLAX 1996 (v.l.n.r.):
 BLAX 1996
 Patty Arens, Pit Baumgarten (vorn), Uwi Hemken, Thomas Schwenen, Jocki Laschinsky

1998 bringen wir in dieser Formation "BLAX - The Beat Goes On", unsere erste CD unter die Leute. 19 Titel, alle mehr oder weniger "live" eingespielt & im Laufe der Jahre von Jörg Siemer für uns aufgenommen, sind darauf.

Im Sommer 2000 gehen wir unter recht widrigen Umständen an die nächsten Aufnahmen. Leider sind wir an einen Tontechniker geraten, für den die Bezeichnung "Chaot" noch eine sehr schmeichelhafte Untertreibung ist. Eine ganze Reihe von Titeln spielen wir ein, die daher wiederum Jörg Siemer mit großem Aufwand im Herbst nachbearbeiten muß. So wird es Januar 2001, gerade zu spät, um noch unter den Gabentisch zu können, bis unsere zweite CD fertig ist: "BLAX on the Rock".

Vom September 1996 bis Ende Juni 2001 mucken wir mit Thommy zusammen. Gegen Ende dieser Phase jedoch wird er mehr & mehr "beatmüde", was sich merklich auf die Gruppe auszuwirken beginnt. Schließlich beschließt Thommy, sich zukünftig, neben seiner hauptamtlichen Tätigkeit als Leiter der Brasil-Trommler-Truppe "Alegria Geral", seiner heimlichen Liebe, dem Jazz, zu widmen & kündigt zum nächstmöglichen Termin sein Ausscheiden an.

Wieder steht Fortuna uns zur Seite. Rechtzeitig zu einem Open-Air der norddeutschen Harley-Gemeinde "finden" wir einen Neuen: Gründungsmitglied & Ex-Drummer der Beathovens, Harry Bulmahn, der sich frei & ohne musikalische Verpflichtungen unterfordert fühlt. Bei uns ist er da genau richtig & gibt in Hassel einen grandiosen Einstieg. Der Spaß geht mit ihm wieder richtig los & viele Fans & Musikkenner beglückwünschen uns zu diesem glücklichen Griff. Sein heftiger, gerader & treibender Beat sei genau das, was auch vorher schon mal die besondere Qualität von BLAX ausgemacht hätte...

BLAX 2001 (v.l.n.r.:)
BLAX 2001 
Jocki Laschinsky, Patty Arens, Uwi Hemken, Harry Bulmahn, Pit Baumgarten

In den nunfolgenden Jahren behauptet BLAX weiterhin mit Engagement, musikalischer Qualität & einer riesigen Speilfreude seinen festen Platz in der Spitze der Beat&Rock-Bands des Flachlandes. Unsere Aufgaben in der Vergangenheit als Vorgruppe & Einheizer für Bands oder Solisten wie Alexis Corner, Cream, Spencer Davis, Dave Dee & Co., Drafi Deutscher & the Magics, Frumpy, Hardin & York, Hollies, Illusion, Renate Kern, Kinks, Amanda Lear & the Learjets, Liverbirds, Londoners, Lords, Manfred Mann, Manuela, Monks, Ohio Express, Suzi Quatro, Rattles, Renaissance, Ilja Richter, Rivets, Shocking Blue, Spooky Tooth, Tremeloes, Valendras & anderen waren & sind uns Lehrstücke oder Verpflichtung.

Der jüngste wahre Höhepunkt war wohl der
BLAX-Auftritt auf dem Bremer Marktplatz beim letzten Stadtfest-Bremen, wo gut 10.000 Besucher blaxomanisch in die Refrains der Songs eingestiegen sind... & den nächsten Highlights fiebern wir schon entgegen...

Ab Mitte 2010 läßt uns unser lieber Uwi regelmäßig wissen, daß ihm als Frührentner das mit dem Üben seine Freizeitpläne zu oft durchkreuzt & er sein Leben lieber auf Reisen & auf dem Campingplatz an der Jademündung verbringt als Gewehr bei Fuß für mögliche Jobs oder Übungstreffen. Längere Phasen userer wöchentlichen Treffen im Übungsstudio verbringen wir daher baßlos. Dann, Anfang 2011, erklärt er uns, daß er zum Jahresende aufhören wird - schade! Aber nun gut, irgendwann geht eder erbauliche Flug mal zu Ende, doch ganz auf die Musi wollen wir dann doch nicht vrzichten & so beschließen wir, ab dem kommenden Jahr "unplugged" weiter zu machen. 18 akustische Aufnahmen, die wir im Laufe von einigen Jahren in meinem Kellerstudio gemacht haben, werden zu dem Silberling "BLAX unplugged", & im April gibt's aals Release-Party auf der "Treue" an der Weser unser erstes kurzes "Unplugged Konzert".

Im September 2011, bei einer routinemäßigen fliegerärztlichen Untersuchung, spinnt meine Lunge mal wieder & ich werde für drei Monate flugtechnisch gesperrt. Daß da etwas faul ist, merke ich auch heftig bei einigen Auftritten - nach den Powerstücken bin ich ziemlich atemlos, was mir zu denken gibt. Kurz vor unserem geplanten Abschiedskonzert für Uwi im Meisenfrei in Bremen kommt uns die Glücksgöttin hingegen wieder zu Hilfe & schickt uns einen jungen Mann unserer Altersgruppe: Michael Just heißt er, & steigt mit Schwung bei uns ein. Nach einigen Rock-Auftritten beschließen wir, nun doch die Unplugged-Schiene zu fahren & Harry verabschiedet sich von uns. Das ist nicht sein Ding, sagt er.

Lange suchen müssen wir nach einem Rhythmusmann nicht, Zorro Zembski steigt nach 17 Jahren Pause wieder ein & versucht sich am Cajon, zupft bei einigen Titeln gekonnt die Gitarre & ergänzt unseren Chorgesang erfreulich.

BLAX 2011:
BLAX 2011
vorn (v.l.n.r) Pit Baumgarten, Michael Just
hinten (v.l.n.r.) Patty Arens, Jocki Laschinsky, Zorro Zembski

Wir absolvieren eine ganze Reihe von Auftritten (einige noch als Rockformation, einige unplugged) müssen aber recht schnell feststellen, daß es nicht so richtig rund läuft. Zorro kommt mit dem Cajonspielen nicht klar & will lieber wieder an einem richtigen Drum-Set trommeln, & Michael geht das Ungestöpselte so gar nicht unter die Haut. Es krieselt vor sich hin, die Lust läßt nach & schließlich gehen wir recht frustriert auseinander & Zorro & Michael ihrer Wege.

Da wir noch einige Auftritte zu absolvieren haben bitten wir Harry, uns auszuhelfen & er - so ist er halt - läßt sich nicht lange bitten. & er hat auch gleich einen Vorschlag für den Baßzupfer parat: Warum fragen wir nicht Jürgen Freitag? Der Bassist der Mushroams (bei denen Harry gelegentlich eingesprungen ist) sei nicht wirklich ausgelastet & würde sicherlich helfen. Gesagt, getan, & er sagt zu! Schnell werden ein paar Übungsabende eingeschoben & beim Arberger Dorffest klappt es gleich so gut, daß wir uns gemeinsam fragen, ob wir aus der Not nicht eine Tugend machen sollten? "Machen wir!", ist die einhellige Antwort, & die Truppe steht wieder. Erfreulich kommt noch hinzu, daß Jürgen eine ganze Reihe von Titeln singt & mich so entlastet.

BLAX 2013:

BLAX 2013

Lustig mucken wir gut zwei Jahre weiter bin in den Oktober 2015.

In der Zwischenzeit hat Jürgen mit seiner bisherigen "Drittband" so viele Titel eingeübt, dass sie mal sehen wollen, wie das "live" an ankommt.

Neben den immer seltener werdenden Auftritten der Mushroams hat er zwei Herren der ehemaligen Rascals mit Harry Bulmahn & Gunnie Weber zu einer Spaßformation in seinem Übungskellere vereint, dazu noch einen Bläsersatz unter der Leitung von Eddie Bartschat, mit dem er Jahrzehnte zuvor bei den legendären Shakespears mit Soulmusic durch die Lande gezogen war.

Um das Ganze nicht zu stressig werden zu lassen holen sie sich Harald "Pop" Steinbrink an Board, der die Sache mit Bildern aus den 50ern garnieren & launigen "Dönkes" auflockern soll. & dann wird auch noch Tochter Jenny eingebunden, die mit einer weiteren Tänzerin den optischen Effekt erfrischend verjüngt. Es dauert nicht lange bevor (zur Unterstützung des leicht kränkelnden Gunnie), Peter Baumgarten mit an Board kommt. Die ersten drei Shows in der Waldbühne in Bremen sind in nullkommanix ausverkauft. (Anm. d. Red.: auch der Webmaster wurde ins Boot der Rascals geholt)

& ab geht die Post - die "Rascals Rock and Roll Show" schlägt ein wie eine Granate & die Angebote zu weiteren Jobs kommen rein wie die Säufer beim Freibier.

Als Ende 2015 Gunnie ausfällt, wird auch Patty Arens in die Truppe geholt & nun ergeben sich zwei Probleme: 
BLAX muss sich die Übungszeit mit der "Rascals Rock and Roll Show" teilen (wir merken den Effekt bei unserem Christmas-Rock im Meisenfrei, es läuft teilweise nicht mehr richtig rund), & bei mir zeigen sich Spätfolgen meines Lungenrisses von 1990: Mir wird ab Mitte der zweiten Serie die Luft knapp.

Das Fazit: Man soll aufhören, wenn die Zeit gekommen ist, & das ist nun! Also wird unser letzter gemeinsamer Auftritt als 
BLAX am 5. Mai (Himmelfahrt) "auf" der Waldbühne im Bürgerpark sein.

Es war eine wunderbare Zeit, in der wir einen Mordsspaß an der Musik hatten, den wir mit unseren Fans & Freunden unserer Mucke teilen konnten. Dafür bedanken wir uns von herzen bei all denen, die dabei waren & uns unterstützt haben.

Jochen Laschinsky
Herbst 2002
aktualisiert März 2016